Landesverband Saarland

Equal Pay Day: Mit Zitronen gegen Entgeltungerechtigkeit

23.03.2015

Von: Sascha Schmidt

Mit Schirm, Charme und Zitrone. „Wir sind sauer“, lautet die Botschaft. Und: „So kann es nicht weitergehen!“ Denn das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ist nach wie vor enorm hoch – rund 22 Prozent weniger verdienen Frauen. In Arbeitszeit umgerechnet macht das volle 79 Tage: „79 Tage des Jahres, in denen Frauen praktisch umsonst arbeiten“, sagt Christel Riedel. Das heißt – den gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit gerechnet – erst ab dem 20. März beginnt das Einkommensjahr für Frauen, der Equal Pay Day.

Mit ihrem symbolischen Auftritt machen die Mitglieder des Frauennetzwerkes sowie die Frauenbeauftragten von Stadt und Landkreis Saarlouis zu dem symbolträchtigen Datum ihrem Ärger Luft. Doch das alleine reicht nicht aus. In der Woche zuvor luden Frauennetzwerk und Frauenbeauftragte zur Podiumsdiskussion „Frauen verdienen mehr“ nach Fraulautern, mit vier Bundestagsabgeordneten und Vertretern von Gewerkschaften und der Saarländischen Armutskonferenz. Dort sprach auch Christel Riedel. Sie ist Projektleiterin Forum Equal Pay Day in Berlin und setzt sich in dieser Funktion deutschlandweit dafür ein, dass die Entgeltungerechtigkeit in der Öffentlichkeit mehr zum Thema wird. Anfangs, erklärte sie, wurde diese Entgeltungerechtigkeit skandalisiert, das öffentliche Interesse war groß. Doch, wie das so ist mit Skandalen: Sie verschwinden und mit ihr die Öffentlichkeit. Auch bei der Podiumsdiskussion blieb der erhoffte Besucheransturm aus. Für die Debatte ist das symptomatisch.

Ein Grund aufzugeben ist das aber nicht – im Gegenteil. „Wir kämpfen weiter dafür und versuchen, das große riesengroße Thema Entgeltungerechtigkeit mit Schwerpunktthemen aufzudröseln“, erklärt Riedel. Auch vom Podium kam Unterstützung von den Bundestagsabgeordneten Heidrun Henn (SPD), Nadine Schön (CDU), Markus Tressel (Bündnis 90 / Die Grünen) und Katrin Werner (Die Linke) sowie vom Vorsitzenden der saarländischen Armutskonferenz (SAK), Wolfgang Edlinger, Gabriele Stark-Angermeier vom Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit und Tatjana Roeder vom Christlichen Gewerkschaftsbund.

Frauen arbeiten häufig in Bereichen, die geringer bewertet werden, es herrschen nach wie vor klassische Rollenbilder, vertragliche Vereinbarungen benachteiligen weibliche Mitarbeiterinnen und nach Erwerbsunterbrechungen kehren Frauen häufig in Teilzeit- oder Minijobs zurück. Viele Frauen hätten ihre Benachteiligung so stark verinnerlicht, dass sie nicht mal einen Antrag zur Grundsicherung stellten, wenn es dringend nötig sei, gab SAK-Vorstand Edlinger zu bedenken. „Es besteht ein tief eingegrabenes Benachteiligungsverhältnis, aufgrund dessen bis zu 50 Prozent der Frauen keinen Gebrauch ihrer Rechte machen.“

Eine Verbesserung der Situation könne durch eine gesetzliche Festschreibung der Entgelte gelingen oder eine Aufwertung von sogenannten frauentypischen Berufen. Denn Pflege- und Sozialberufe seien geringer bewertet als die eher für Männer typischen, körperlichen Berufe im Handwerk. Ein weiterer Kernbegriff ist Transparenz, wie es auch die Initiatoren des Equal Pay Days dieses Jahr ausdrücklich fordern – ein „Spiel mit offenen Karten. Was verdienen Frauen und Männer?“, heißt es auf dem aktuellen Kampagnenflyer. Helfen kann auch die konsequente Fortführung der Dokumentationspflicht für den Mindestlohn, erklärte Riedel.

Maßnahmen, Konzepte und Ideen gibt es viele, handfeste Fortschritte nur wenige. So bleibt auch Bürgermeisterin Marion Josts Eröffnungsworte zur Podiumsdiskussion wohl vorerst nur ein Wunsch: „Ich hoffe“, sagte sie mit Blick auf baldige Erfolge, „dass wir mittelfristig nicht mehr über das Thema diskutieren müssen.“

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