Landesverband Saarland

SAK Talk: Wie Kinderarmut im Saarland überwunden werden kann

15.05.2025

Von: Michael Leinenbach / Sven Mohr

Kinderarmut im Saarland ist ein drängendes Thema, das dringend diskutiert werden muss. Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe kamen Mitte Mai 2025 im Salon Rosa in Saarbrücken zusammen, um über die prekäre Situation vieler Kinder zu sprechen und Lösungen zu erarbeiten. Die Veranstaltung war eine gemeinsame Initiative der "Saarländischen Armutskonferenz" (SAK) e.V., des "Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit" (DBSH) e.V. Landesverband Saar, der "Vereinigung der Profession Soziale Arbeit" (VPSA) e.V., des "Deutschen Kinderschutzbundes Saarland" (DKSB) sowie der "Rosa Luxemburg Stiftung".

Ein zentrales Ergebnis der Diskussion war die alarmierende Erkenntnis, dass die zunehmende Bürokratisierung selbst Fachkräfte überfordert. Besonders erschreckend ist, dass allein die Anträge zur finanziellen Unterstützung von Familien mehr als 80 Seiten umfassen, die teilweise doppelt bei verschiedenen Behörden eingereicht werden müssen. Diese komplizierten Verfahren behindern eine schnelle und wirksame Hilfe für betroffene Familien.

Die Experten machten deutlich, dass Kinder die schwierigen Lebensumstände ihrer Familien bewusst wahrnehmen und versuchen, sie zu schützen. Viele kommen mit Sorgen in die Bildungseinrichtungen, was die Konzentration und das Lernen erheblich beeinträchtigt. Durch die bestehenden politischen und administrativen Strukturen wird ihnen die unbeschwerte Kindheit genommen.

Es ist beschämend, dass Bildungseinrichtungen in einer der führenden Wirtschaftsnationen teils in einem maroden Zustand sind, sodass Bildung nur eingeschränkt stattfinden kann. Statt ausschließlich auf die Fachkräftesicherung in der Wirtschaft zu blicken, sollte der Fokus auf die Bildungseinrichtungen gelegt werden. Eine angemessene bauliche, organisatorische und personelle Ausstattung ist dringend erforderlich, damit Kinder die Bildung erhalten, die ihnen zusteht.

Ein besonders wichtiger Aspekt, der von den Teilnehmenden hervorgehoben wurde, ist die Einführung eines kostenlosen Mittagessens für alle Kinder in Bildungseinrichtungen. Die derzeit für die Verwaltung der Anträge auf Unterstützungsleistungen eingesetzten Mittel könnten direkt in diese Maßnahme fließen. Dadurch würden Familien spürbar entlastet, und Kinderfreundlichkeit würde endlich mit konkreten Taten gefüllt werden.

Zusätzlich fordern die Fachkräfte eine umfassende Förderung der Kinder, etwa durch eine Kindergrundsicherung. Dabei darf keine zusätzliche Bürokratie entstehen – stattdessen sollten bereits vorhandene Daten in einer zentralen Behörde zusammengeführt werden. Dies würde die unnötige doppelte Antragstellung vermeiden und die eingesparten Verwaltungskosten direkt für Familien nutzbar machen.

Inklusion dürfe nicht nur eine leere Phrase bleiben, sondern müsse aktiv in die Praxis umgesetzt werden. Kinder müssen echte Teilhabe in allen Lebensbereichen erfahren, wofür sowohl qualifiziertes Fachpersonal als auch geeignete Lebensräume nötig sind.

Die Fachkräfte plädierten zudem für einen Wandel von der derzeit herrschenden Misstrauenskultur hin zu einer Vertrauenskultur. Ein solcher Paradigmenwechsel würde zu einem erheblichen Bürokratieabbau führen und die Unterstützung für Kinder und ihre Familien effizienter gestalten.

Unter der Moderation von Michael Leinenbach, Vorsitzender der Saarländischen Armutskonferenz (SAK), diskutierten Christine Steimer, Bezirksvorsitzende der KAB Saar und Vorständin der SAK, Lilliane Rosar-Ickler, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW Saarland und Vorständin der SAK, Swen Sesterhenn, 2. Vorsitzender des DBSH LV Saar, Marco Wirbel, Vereinigung der Profession Soziale Arbeit (VPSA) sowie Birgit Hampp-Höning, Deutscher Kinderschutzbund Saarland (DKSB Saarland).

Die Veranstaltung verdeutlichte einmal mehr, dass Kinder nicht weiter hintenanstehen dürfen – sie brauchen eine starke Stimme und entschlossene Maßnahmen für ihre Zukunft.

 

Hier geht es zum Beitrag der "Rosa Luxemburg Stiftung Saar"

 

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