Nachruf zu Monika Petry
25.09.2024
Monika Petry wurde am 29.11.1947 im Hasborn-Dautweiler im Saarland geboren. Nach dem Tode ihrer Mutter bei der Geburt des vierten Kindes, was die Geschwisterkinder sehr belastete, wuchs sie mit ihren 3 Geschwistern innerhalb der Familie auf. Nach der zweiten Hochzeit des Vaters lebten sie in der neuen Familie und bekamen noch drei Halbbrüder.
Sie besuchte die Volksschule, danach die Berufsschule im sozialpflegerischen Bereich. Von 1970 bis 1973 absolvierte sie ein Studium der Sozialarbeit an der „Katholischen Fachhochschule für Sozialwesen“ in Saarbrücken (Rastpfuhl). Ihr Studium erfolgte in einer Zeit der Veränderung und Liberalisierung. So entwickelte sich die „Katholische Höhere Fachschule für Sozialarbeit“ des Bistums Trier in den Jahren 1971/72 zur „Katholischen Fachhochschule für Sozialwesen“ in Saarbrücken, gleichfalls in Trägerschaft des Bistums Trier. Aufgrund ihrer Liberalität war die Kath. Fachhochschule in der damaligen Zeit sehr offen für neue Studieninhalte, die Studienorganisation, den Praxisbezug usw. (vgl.1.)
Mit ihrem damaligen Partner und späteren Ehemann zog es Monika Petry zunächst nach Berlin-Kreuzberg.
Der weitere Weg führte sie zum Kreisjugendamt des Landkreises Reutlingen, wo sie 20 Jahre im ASD tätig war.
Ihre nächste Station war ab dem Jahr 1994 Trier, wo sie bis zu ihrem Renteneintritt im Jahr 2007 als Leiterin der Beratungsstelle des SkF Trier e.V. tätig war. Zu ihrem Verantwortungsbereich gehörten folgende Bereiche:
• Katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen – Beratung und Hilfe für Frauen und Familien
• Adoptions- und Pflegekinderdienst
• Allgemeiner Sozialdienst mit Familienbetreuung, Trennungs- und Scheidungsberatung, Alleinerziehendenarbeit u. a.
• Führung von gesetzlichen Betreuungen sowie Beratung und Fortbildung von ehrenamtlichen Betreuer*innen im Rahmen des Betreuungsgesetzes als anerkannter Betreuungsverein. Information über Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen.
• Frauennotruf und Notruf Babyfenster.“ (vgl. 2.)
Monika Petry setzte sich in ihrem Leben stets für Menschen ein, die über keine oder wenig Lobby verfügten, wie es u.a. im Artikel des Volksfreundes „Sprachrohr der verletzten Seele“ vom 25.03.2003 (vgl. 3.) nachzulesen ist:
"Die Eltern sind vor Gericht immer durch Anwälte vertreten. Die Wünsche und Vorstellungen der Kinder wurden aber bisher nur bei der richterlichen Anhörung berücksichtigt, ohne dass jemand wirklich Partei für sie ergreift", erklärt Monika Petry, Leiterin der SKF-Beratungsstelle in Trier. Die Kinder werden dann zu Verfahrensbeteiligten genauso wie die Eltern. Ein Verfahrenspfleger ist das Sprachrohr der Kinder.
……… Aber sie haben das Gefühl, dass dabei nicht die Interessen der Betroffenen im Mittelpunkt stehen, sondern vermeintliche Sparzwänge. "Die Betreuten selbst haben keine Lobby und können sich nicht wehren", vermutet Monika Petry vom Sozialdienst katholischer Frauen (SKF).“
Monika Petry setzte sich daneben u.a. für das Babyfenster / Babyklappe in Trier ein, um Frauen in Not Hilfe zu gewähren und Kinder zu schützen. Im Trierischen Volksfreund vom 23.06.2003 im Artikel „Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln“ (vgl. 4.) kann nachgelesen werden:
„Wir wollen eigentlich nicht, dass das Fenster häufig benutzt wird", beschreibt Monika Petry vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) in Trier den Sinn des Baby-Fensters. Mit dem in der Region einzigen Angebot will der SKF vor allem darauf aufmerksam machen, dass es Hilfs-Möglichkeiten für Frauen in Not gibt. …
Es soll alles getan werden, damit das Kind gesund und unter ärztlicher Aufsicht zur Welt kommt und nach Möglichkeit nicht anonym. Doch falls eine Frau - oft handelt es sich um Minderjährige, die ohne Wissen der Eltern und des Freundes entbinden, Frauen, die illegal in Deutschland leben, oder unter extremen Druck stehen wie etwa Prostituierte - entbinden will, ohne dass sie ihre Identität preisgibt, dann sei das besser, als dass sie in ihrer Ausnahmesituation das Kind tötet, so Petry..“
Neben der beruflichen Tätigkeit im Sozialen stand Monika Petry auch für die Berufs- und Professionsvertretung ein. Am 01.01.1995 trat sie in den „Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) e.V.“ ein. Nach ihrer Verrentung übernahm sie am 23.05.2007 die Funktion als Beisitzerin im Vorstand des DBSH LV Saar mit dem Schwerpunkt „AG 55 plus“, für die sie gewählt wurde.
Nach ihrer Wahl als Beauftragte für die „AG 55 plus“ erfolgten die Vorbereitungen zu einer Bildungsreise dieser Gruppe ins Saarland. Vom 25.04. bis 01.05.2010 konnte sie Kollegen*innen zur 16. Bildungsreise der „AG 55 plus“ in Saarlouis / Saarland unter dem Thema „Das Saarland: Grenzregion und Schnittstelle Europas“ begrüßen. Die von Monika Petry mit dem DBSH LV Saar vorbereitet Bildungsreise beinhaltete auch verstärkt politische Kontakte und Themen.
Auf der 23. Fach- und Bildungstagung der Bundesfachgruppe „55 Plus“ vom 10. bis 15.09.2017 in Koblenz erhielt Monika Petry die „Goldene Ehrennadel des DBSH“ für ihre Verdienste von der Ehrenvorsitzenden Hille Gosejacob-Rolf. Die Gruppe „55 Plus“ im DBSH war bis zu deren Auflösung, jahrelang eine besondere Heimat für Monika Petry und sie nahm dort an vielen Fach- und Bildungstagungen teil.
Am 16.05.2013 wählte der DBSH LV Saar Monika Petry zur Seniorenbeauftragten und Ansprechpartnerin für Senioren und Seniorinnen im DBSH LV Saar. In dieser Funktion übernahm sie die Seniorenvertretung im Landesverband sowie für den DBSH LV Saar im dbb Landesbund Saar.
Als Seniorenbeauftragte des DBSH LV Saar besuchte Monika Petry als Delegierte den „Ersten dbb Landesseniorenkongress Saar“ am 13.04.2013. Am 16.04.2013 wurde sie Beisitzerin im Gründungsvorstand des Landeshauptvorstandes der dbb Landesseniorenvertretung Saar. Auf dem „Zweiten dbb Landesseniorenkongress Saar“ am 07.03.2017 wurde sie zur Schriftführerin gewählt. Seit dem „Dritten dbb Landesseniorenkongress Saar“ am 28.09.2022 war sie gewählte stellvertretende Kassenprüferin.
Nach einem langjährigen Prozess innerhalb des DBSH zur Einrichtung einer Seniorenvertretung im DBSH wurde diese in der Satzung im Bereich der Vertretungen verankert. Am 08.09.2016 fand die „Erste BundesseniorInnenversammlung“ in Berlin (Gründung) statt, an der sie als Landesvertretung für den DBSH LV Saar teilnahm. Vom 18.11.2020 bis zu ihrem Tode übernahm sie die Funktion als stellvertretende Vorsitzende der DBSH-Senior*innenvertretung und besuchte eine Vielzahl von Veranstaltungen und nahm an inhaltlichen Diskursen teil.
Neben ihrem berufs- und professionspolitischen Engagement im „Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) e.V.“ und dem dbb Beamtenbund und Tarifunion, war sie ehrenamtlich u.a. in der Bahnhofsmission Saarbrücken von 2004 bis 2018, im ambulanten „Kinderhospizdienst Neunkirchen“ in Neunkirchen von 2006 bis mindestens 2014, sowie beim Klingelzeichen (ehrenamtlicher Seniorenbesuchsdienst) im Regionalverband Saarbrücken von 2007 bis 2020, tätig.
In der Bahnhofsmission Saarbrücken gehörte zu den ehrenamtlichen Aufgaben, neben der Betreuung der Besucher*innen der Anlaufstelle, auch die Stellvertretung der Leitung, in der sie sich um organisatorische Angelegenheiten der Bahnhofsmission in Saarbrücken kümmerte. In ihrem ehrenamtlichen Dienst des ambulanten „Kinderhospizdienste Neunkirchen“, betreute und begleitete Monika Petry Kinder, die lebenslimitiert erkrankt waren und in der Versorgung des Kinderhospizdienstes standen. Darüber hinaus war sie in der Sterbebegleitung und Trauerarbeit unterstützend tätig. Zu weiteren Aufgaben zählte die Begleitung der Familien, sowie die Arbeit in den Projekten die Geschwisterkinder zu unterstützen. Im früheren Projekt Klingelzeichen (ehrenamtlicher Seniorenbesuchsdienst) im Regionalverband Saarbrücken, betreute sie als Patin regelmäßig Senioren*innen.
Das Wirken von Monika Petry zeigt deren Vielfalt und Diversität in ihrem Tun auf. Monika Petry sprach nicht über generationsübergreifende Ansätze, sie lebte diesen Ansatz. Von Kindern bis Senioren*innen, sie hatte zu allen Generationen Kontakt und unterstützte dort, wo sie gebraucht wurde. Die Einrichtungen, Organisationen und Dienste, in denen Monika Petry gewirkt hat sind für die Arbeit, die sie in den jeweiligen Teams für die Menschen geleistet hat, dankbar und werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren.
Ein großer Dank geht an alle Kollegen*innen, Einrichtungen, Organisationen usw. die durch ihre Unterstützung und Beiträge diesen Nachruf / diese Kurzbiographie ermöglicht haben.
1. Akademisierung der Sozialen Arbeit an der Saar - im Spannungsfeld der unterschiedlichen politischen Systeme
2. Presseinformation des Sozialdienst katholischer Frauen e. V. vom 24.09.2024
3. Sprachrohr der verletzten Seele
4. Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln
Autor:
Michael Leinenbach
Kontakt:
Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.
Landesverband Saar / Landesgeschäftsstelle
Hixberger Str. 83
66292 Riegelsberg
E-Mail: info[at]dbsh-saar.de
Internet: www.sl.dbsh.de
Saarlouis, den 25.09.2024